Großauftrag durch länderübergreifende Zusammenarbeit gewonnen

16 Cat-Kraftpakete sind für umfangreichen Kraftwerksbau im Einsatz

Zwei Cat-Hydraulikbagger der Typen 6015B wurden aus Indonesien zum Einsatz nach Kühtai gebracht. Foto: Caterpillar/Zeppelin

Kühtai/Österreich (ABZ). – Ende März dieses Jahres hatten die ersten von 16 Cat-Schwergewichten aus Brasilien, China, Frankreich, Indonesien und den USA ihre Zwischenetappe Deutschland erreicht.

Das Ziel von je zwei Kettenbaggern der Typen 6015B und 352, sieben Muldenkippern der 777G-Modelle, je zwei Dozern der Art D8T und D6XE sowie einem Motorgrader der Bezeichnung 140 AWD war die Großbaustelle zur Erweiterung des bestehenden Kraftwerkes Kühtai in Tirol – mitten im Hochgebirge auf knapp 2000 Höhenmetern und rund 30 km westlich von Innsbruck gelegen.

Dort bearbeitet die ARGE SKW Kühtai – bestehend aus dem Konsortium Swietelsky, Swietelsky Tunnelbau, Jäger und Bodner – im Auftrag der TI-WAG-Tiroler Wasserkraft AG das Hauptbaulos. Im Wesentlichen umfasst die Baumaßnahme die Zusammenführung mehrerer Bäche aus dem hinteren Stubaital und mittleren Ötztal, die Errichtung des Speichers Kühtai im hinteren Längental und den Bau eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks Kraftwerk Kühtai 2 zwischen neuem Speicher Kühtai und dem bestehenden Speicher Finstertal. 16 der dafür nötigen Großgeräte orderte die ARGE Kühtai beim Konzernkundenbereich der Zeppelin Baumaschinen GmbH, die zusammen mit der Zeppelin Österreich GmbH den Mega-Auftrag an Land zog.

"Mit der Erweiterung des Kraftwerks Kühtai leisten wir einen weiteren nachhaltigen Beitrag zur umweltfreundlichen Stromerzeugung in Tirol", betont Tiwag-Vorstandsdirektor Johann Herdina. "Rund 216 Millionen Kilowattstunden pro Jahr mehr Strom können durch das Ausbauprojekt erzeugt werden, wodurch auch die Energieunabhängigkeit und die Versorgungssicherheit Tirols unmittelbar gestärkt werden. Außerdem ist dieses Projekt ein wichtiger Konjunkturmotor für die heimische Bauwirtschaft – nicht zuletzt, da während der fünfjährigen Bauzeit rund 500 Mitarbeitende hier eine Beschäftigung finden werden."

Das Projekt Kühtai sei allein aufgrund der Dimension und geografischen Positionierung etwas ganz Besonderes und eine bauliche Herausforderung. "Darüber hinaus sorgt das Kraftwerk zukünftig für eine nachhaltige Produktion von erneuerbarer Energie, es wird dann viele Menschen in Österreich mit Strom versorgen. Solche Projekte sind nicht alltäglich und schon deshalb auch außergewöhnlich. Hier dabei sein zu dürfen und den Bau mit unseren Maschinen und Dienstleistungen zu unterstützen, macht uns Zeppeliner sehr stolz", erklärt Stephan Bothen, Geschäftsführer von Zeppelin Österreich.

"Das Projekt ist echtes Teamwork und zeichnet sich aus durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit von Zeppelin in Deutschland und Österreich. Damit wir einen Großauftrag in diesem Umfang gewinnen konnten, ist eine enge Einbindung vieler Kollegen aus den Fachabteilungen wie etwa dem Produktmanagement, den Niederlassungen, dem Service sowie unserem Hersteller Caterpillar erforderlich. So ist es uns gelungen, den Kunden von unseren umfangreichen Dienstleistungen samt unserem Know-how und unseren langjährigen Erfahrungen bei Großprojekten zu überzeugen", erklären Thomas Henn und Christoph Gil seitens Zeppelin Konzernkundenbereich, die den Auftrag zusammen mit Stephan Bothen, Geschäftsführer von Zeppelin Österreich, verhandelt hatten.

Das Zeitfenster vom Auftragseingang Anfang Dezember bis zur Auslieferung im Frühjahr sei eng getaktet gewesen. "Schließlich baut Caterpillar die Baumaschinen, die sich über den ganzen Globus verteilen, auf vier Kontinenten und dazu mussten die meisten noch verschifft werden", erinnert sich Gil. Aus Indonesien kommen zum Beispiel die beiden 140-Tonnen-Bagger. Sie mussten durch den Suezkanal, den ein Containerfrachter erst tagelang blockiert hatte. "Nicht auszudenken, wenn diese Route wochenlang gesperrt wäre. Zum Glück hat uns die Havarie nicht weiter tangiert, da die Bagger zu dem Zeitpunkt den Suezkanal schon passiert hatten", so Gil.

Damit die Baumaschinen mit dem Mammutprojekt respektive der Massenbewegungen von Granitgestein im Mai loslegen konnten, war auch die passende Ausrüstung nötig. So hat zum Beispiel die eine Cat-Raupe des Typs D8T einen Drei-Zahn- und die andere einen Ein-Zahn-Heckaufreißer sowie beide ein 3,9 m breites SU-Schild erhalten. Außerdem bekamen sie ein PPR-XL-Laufwerk verpasst, das speziell für den Graniteinsatz gedacht ist, um Verschleiß zu minimieren. Beim Cat-Motorgrader der Bezeichnung 140 AWD verbreiterten die Mitarbeitenden die Schar. Weitere Ausrüstungsdetails waren unter anderem ein Drei-Zahn-Heckaufreißer sowie ein Frontschild, das über den rechten Joystick angesteuert wird.

Auf deutscher Seite übernahmen die Niederlassungen Böblingen, Bremen und Ulm sowie die Niederlassungen Inzing und Linz in Österreich die finale Geräteausstattung, bevor die Maschinen die letzte Etappe ihrer Reise antraten.

Die sieben Cat 777G erhielten spezielle Mulden aus Hardox-Stahl. Für die beiden 140-Tonnen-Bagger wurde ein extra Zylinderschutz an ihrem Monoblock- HD-Ausleger angebracht. Diesen hatte der Zeppelin Konzernkundenbereich angeboten, um einem Maschinenausfall vorzubeugen. "Im Vorfeld mussten auch Fragen geklärt werden, ob die Cat-Motorentechnik im Hochgebirge ohne Leistungseinbußen funktioniert. Das konnten wir durch Referenzen wie Einsätze in den Anden in Südamerika belegen", betont Gil.

Aber auch in Österreich gibt es derzeit vergleichbare Einsätze: Seit 2018 lädt das Lafarge Zementwerk in Retznei Kalkgestein mit einem 140-Tonnen-Koloss. Die beiden Cat-Maschinen des Typs 6015B für Kühtai sind für den Einsatz mit einer 3D-Steuerung vorbereitet. Sitech wird diese in Österreich erstmals für Geräte in der 140-Tonnen-Klasse installieren. Auch die Kettenbagger der Bezeichnung 352 werden mit 3D-Steuerung arbeiten, genauso wurden die Raupen der Typen D8T und D6XE mit einer ARO-Vorrüstung versehen, sodass mittels Plug-and-play die 3D-Steuerung montiert werden kann. Alle Muldenkipper erhielten eine digitale LED-Gewichtsanzeige, damit die Maschinenführer sehen können, ob deren zulässige Nutzlast erreicht ist und das maximal mögliche Ladevolumen auch ausgeschöpft wird.

Zudem soll das Flottenmanagement "Vision Link" genutzt werden. Damit will die ARGE die Leistung kontrollieren, um Abweichungen im Tagesbetrieb schnell erkennen und gegensteuern zu können. Damit die Datenübertragung via Mobilfunk auch im Hochgebirge störungsfrei funktioniert, hat Zeppelin Erweiterungen der Funkantennen an den Fahrerkabinen vorgenommen, um eine optimale Datenübertragung sicherzustellen.

Aber nicht nur die Maschinenausstattung ist ein wichtiger Aspekt. Ebenso relevant sind auch schnelle Reaktionszeiten hinsichtlich des Baumaschinenservice. So ist die Zeppelin-Niederlassung Inzing nur 30 km von der Großbaustelle entfernt, sodass im Falle einer Störung kurze Wege garantiert sind. Zum Lieferumfang gehört auch die Ausrüstung der Großgeräte mit Bio-Öl. "Wir müssen vor der Auslieferung noch die meisten Geräte umölen – auch das musste von uns organisiert werden, damit die entsprechenden Mengen vorrätig waren", rekapituliert Gil. Der Abschluss der Arbeiten für das Kraftwerk ist für 2026 geplant. Danach kann Zeppelin die Großgeräte nach getaner Arbeit wieder zurücknehmen – "auch das ist eine weitere Maßnahme, die dem Kunden entsprechende Sicherheit gibt und Vertrauen in unsere Leistung schafft", ist Henn sicher.

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