Kiesel-Azubi-Projekt

Bagger-Legende initiiert Lehrlingstausch

Im Rahmen der "Deutz Days" im Coreum wurde der restaurierte Motor feierlich übergeben. Mit dabei waren auch die Geschäftsleitungen der Deutz AG und Kiesel GmbH (v. l.): Jochen Kiesel (Geschäftsleitung Kiesel), Oliver Konrad (Deutz), Bernd Mayer (Deutz), Frederik Vogel (Deutz), Michael Wellenzohn (Geschäftsleitung Deutz), Dr.Frank Hiller (Deutz), Toni Kiesel (Geschäftsleitung Kiesel), Ludwig Vetter (Kiesel), Andreas Fritz (Kiesel), Daniel Materna (KTEG GmbH),Stefan Gimpel (Kiesel) und Dr. Markus Müller (Deutz). Foto: Kiesel

"Über den Tellerrand hinaus", heißt es jetzt für Lehrlinge beider Unternehmen. Im dritten Lehrjahr tauschen sie fortan für einige Wochen die Lehrplätze – und erhalten so Einblicke für ihre zukünftigen Berufe.

Das Fuchs-Modell D3 ist nach Aussage des Herstellers ein Pionier: Der erste fahrende Bagger aus dem Hause Fuchs bot zudem dem Maschinisten mit einer Fahrerkabine ganz neuen Komfort. 1954 trat jener Seilbagger den Dienst an, den die Auszubildenden der Kiesel GmbH im Lehrjahr 2021/22 wieder in Stand setzen. Damit führen sie eine Tradition fort, die sich bei Kiesel nach einem sehr erfolgreichen Testlauf im Jahr 2020 etablierte. In Viererteams arbeiten die 26 Nachwuchskräfte je eine Woche an dem Oldtimer: Sie zerlegen, setzen in Stand und bauen zusammen, sie lackieren, reparieren und verschalten. Nach Möglichkeit werden dabei Originalteile verwendet – das gut ausgebaute Partner-Netzwerk der Kiesel GmbH macht es möglich.

Vom Reifen bis zum Fahrersitz, Projektleiter Daniel Materna stellt die jeweils notwendigen Kontakte her. So stellte die Firma Bohnenkamp die Reifen und kam auch für deren Montage auf; Lortz Strahlanlagen übernahm die Grundierung diverser Bauteile. Für den Motor des D3 brauchte es ganz besonderes Know-how: "Das Original war in sehr schlechtem Zustand und nicht mehr lauffähig", erläutert Materna. In Abstimmung mit dem Motorenhersteller Deutz in Ulm, wurde der Motor dem Deutz-Xchange-Programm übergeben. Die Experten dort brachten den Motor mit viel Engagement und Know-how wieder zum Laufen.

Die Begegnung mit dem D3 schlug eine Brücke zwischen den Ausbildungsbetreuern in Ulm und Baienfurt. Zur feierlichen Übergabe des fertig restaurierten Motors trafen sich die Verantwortlichen bei den "Deutz Days" im Coreum: Grundüberholt und in frischem Fuchs-Blau strahlt der Deutz-Motor im November 2021 mit den Teams der beiden Unternehmen um die Wette. Der Grundstein für eine Kooperation zum Nutzen aller Beteiligten war gelegt.

"Für die Auszubildenden sind diese Projekte eine großartige Chance", ist Andreas Fritz, Leiter der technischen Ausbildung bei der Kiesel Gruppe, überzeugt. "Indem sie die Bestseller vergangener Tage von Grund auf erneuern und neu aufbauen, lernen sie viel über Technik, über Instandsetzung und über Problemlösungen." Und sie lernen, auch mal über ihren Tellerrand hinaus auf andere Bereiche zu blicken. Vom Rohguss über die Fertigung, von der Montage und Endabnahme der Antriebe: Für die angehenden Land- und Baumaschinenmechatroniker sind dies wertvolle Kenntnisse, die die vorgeschriebenen Lehrinhalte sinnvoll ergänzen. Ab Herbst 2022 werden sie über voraussichtlich drei Wochen Aufbau, Herstellung, Montage und Prüfung der Motoren beobachten. Im Gegenzug werden bis zu sechs zukünftige Zerspanungsmechatroniker in Baienfurt ihre Motoren im Einsatz erleben. Für die Kiesel GmbH, die in den 50er-Jahren als Service- und Vertriebsniederlassung für Fuchs startete, leistet der Fuchs des Typs D3 auf seine alten Tage somit eine weitere Pioniertat.