Zeppelin-Baumaschinenhandel

Ein Stück Normalität wird eintreten

Peter Gerstmann ist Vorsitzender der Geschäftsführung bei Zeppelin. Foto: Zeppelin

ABZ: Herr Gerstmann, was war Ihr erster Eindruck auf der bauma 2022?

Gerstmann: Tatsächlich hatten wir keine hohen Erwartungen im Vorfeld. Denn der Termin der bauma im Herbst bedeutete, dass wir damit rechnen mussten, dass Kunden ihre Disponierungen zu diesem Zeitpunkt bereits beendet haben und aufgrund der Pandemie weniger Besucher zur Messe kommen. Zudem würde ein Teil der Besucher aufgrund des Krieges in der Ukraine nicht an der Messe teilnehmen. Wir gingen davon aus, dass diese bauma anders sein würde, als gewohnt. Was uns aber dann in München erwartet hat, war schlicht gigantisch. Die Hallen waren hervorragend besucht. Die Frequenz und Intensität der Gespräche waren auf dem höchsten Niveau. Alle waren sehr fokussiert darauf, sich wieder zu vernetzen.

ABZ: Was hat sich denn seit der letzten bauma im Jahr 2019 verändert?

Gerstmann: 2019 war es tatsächlich so, dass sich die ganze Branche auf einem Höhepunkt befand. Es ging nur aufwärts und die Preise waren stabil. Zur letzten bauma haben wir alle internen Rekorde geschlagen, das konnte man von der diesjährigen Messe nicht erwarten. Unsere Zielsetzung war dem entsprechend Kunden zu signalisieren, dass wir bereit sind für diese veränderten Marktbedingungen und entsprechende Lösungen für unsere Kunden bereithalten. Die Rahmenbedingungen das Markts haben sich zwar verschlechtert, aber es die grundlegende Notwendigkeit der infrastrukturellen Erneuerung bleibt, und dabei werden wir die Branche in der nächsten Dekade als verlässlicher Partner begleiten.

ABZ: Im Wohnungsbausektor wird bundesweit von einem starken Rückgang des Neugeschäfts gesprochen. Wie lautet ihre Prognose zur Marktentwicklung, befürchten Sie eine Rezession?

Gerstmann: Die Definition einer Rezession lautet, dass die Wirtschaft drei Quartale aufeinander folgend negative Entwicklungen verzeichnen muss. Und die werden wir vielleicht haben. Aber da sollte man sich doch immer in Erinnerung rufen, von welchem Niveau wir gestartet sind. Vor dem Krieg in der Ukraine hatte der Markt das höchste Niveau, das wir jemals in Deutschland gemessen haben. Ich glaube, dass jetzt ein Stück Normalität eintreten wird. Kann man da wirklich von einer Rezession sprechen? Wenn Sie bedenken, dass es momentan mitunter unmöglich ist, Handwerker für einen normalen Job zu bekommen wäre ich ganz froh, wenn wir vielleicht wieder etwas mehr Normalität bekommen. Aber mittelfristig, glaube ich, sind die Treiber in diesem Markt intakt. Wir brauchen neue Wohnungen, ich erwähnte bereits die Notwendigkeit, der infrastrukturellen Erneuerung aufgrund jahrelanger Versäumnisse. Auch wenn das Thema Klimaschutz im Moment etwas zurückgedrängt erscheint, werden wir auch dieses lösen müssen. Ältere Wohnungen und Häuser müssen modernisiert, Kraftwerke zurückgebaut und Braunkohlereviere renaturiert werden. Es sind so viele Bereiche, die wir bewältigen müssen, dass ich nicht an eine Rezession glaube.

Ja, wir werden eine Abkühlung bekommen, gar keine Frage. Die Zinsen sind hoch, Investoren sind verunsichert. Aber mittelfristig wird sich das Gefüge erholen und wir werden weiterhin im Bereich der Bauindustrie auf einem recht hohen Niveau verbleiben.

ABZ: Digitalisierung, alternative Antriebssysteme und Verminderung des CO2-Fußabdrucks waren wesentliche Themen der bauma. Wie präsentieren sich Zeppelin/CAT dazu?

Gerstmann: Wir haben im Bereich der Elektrifizierung einige Modelle neu vorgestellt. Vom kleinen Radlader bis hin zum 20-Tonnen-Bagger. Ebenso wichtig wie neue Modelle vorzustellen ist es aber auch, entsprechenden Konzepte vorzustellen, wie Maschinen kurzfristig geladen werden können, oder wie auf der Baustelle Ladekapazität zur Verfügung gestellt werden kann. Denn es ergibt es keinen Sinn, mit dem Bagger immer wieder zur Ladestation zu fahren.

Hierzu bieten wir neue Lösungen an, die in absehbarer Zeit lieferbar sein werden und die auch den CO2-Fußabdruck verringern. Auch zum Thema Wasserstoff arbeiten wir mit unserem Partner an neuen Konzepten. Da gibt es schon noch einige Fragen, die vorab gelöst werden müssen, wie die nachhaltige Herstellung und der Transport des Wasserstoffes. Viel effizienter ist aus unserer Sicht, dem Thema Digitalisierung mehr Beachtung zu schenken, so können unsere Assistenzsysteme stark dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. Da sehen wir einen großen Hebel, der sich schnell umlegen lässt. Kein Bauunternehmer schafft sich viel teurere elektrische Baumaschinen an, wenn sich das nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Und ähnlich wie bei Elektroautos lohnen sich Neuanschaffungen manchmal erst mit einer bestimmten Förderung, an der es derzeit bei Baumaschinen noch mangelt. Erste Kommunen legen aber bereits in den Ausschreibungen Wert auf den Einsatz von Baumaschinen, die möglichst wenig CO2 produzieren.

ABZ: Gibt es eine erhöhte Nachfrage nach Maschinen mit alternativen An-triebssystemen?

Gerstmann: Es gibt eine tatsächliche Nachfrage und Angebotsausschreibungen, die auf CO2-Neutralität basieren, besonders im innerstädtischen Bereich. Aber da sind momentan eher noch kleine Baumaschinen gefragt und nicht Bagger über 20 Tonnen. Unternehmen müssen sich auch erst einmal auf solche Themen vorbereiten können. CO2-Neutralität ist nicht nur eine politische Vorgabe, sie bedeutet beispielsweise auch, dass Arbeitgeber an Attraktivität gewinnen, weil sie nachhaltig handeln. Nur allein an diesem Beispiel kann man sehen, dass da viele Aspekte eine Rolle spielen.

ABZ: Welchen Einfluss hat das internationale Marktgeschehen auf Zeppelin?

Gerstmann: Das Zeppelin-Hauptgeschäft findet zwar in Deutschland statt, aber durch den Krieg in der Ukraine ist bei Zeppelin rund 20 Prozent des Umsatzes in verschiedenen Regionen gefährdet. Seitdem sind wir im Krisenmodus und tun alles für die maximale Unterstützung unserer Mitarbeiter in der Ukraine, sei es die Sicherheit generell oder deren Arbeitsplatzsicherheit. Das ist uns ein Anliegen. In Russland erfüllen wir noch unsere Verpflichtungen. Wir sind da in unserer Entscheidung nicht allein. Wir sind hier der Partner von Caterpillar. Caterpillar hat seit dem 1. Juli die Lieferungen neuer Maschinen nach Russland eingestellt, liefert aber noch Ersatzteile und erwartet natürlich von uns, dass wir für die nicht sanktionierten Bereiche unseren Aufgaben für Service und Garantie weiter nachkommen.

ABZ: Wie geht Zeppelin mit Lieferkettenproblemen um?

Gerstmann: Wir haben schon aktuell ein Umfeld, in dem alle erst einmal lernen müssen, damit umzugehen. Da muss man sich vom Gedanken, jederzeit alles zu bekommen ein Stückweit verabschieden. Momenten sind wir nicht in der Lage, dass wir alle nachgefragten Maschinen zeitnah liefern können. Bestimmte Baumaschinen können wir derzeit nicht liefern, da sie teilweise in Russland hergestellt worden sind. Da muss die ganze Lieferkette erst einmal umgestellt werden. Es wird also noch etwas dauern, bis wir wieder alles zeitnah an jedem Ort verfügbar haben.

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