"Smart Trailer Days"

Schmitz Cargobull verliert Marktanteile in Europa

Die Motorwagen-Kippaufbauten M.KI mit Thermo-Vollisolierung.Fotos: Schmitz Cargobull

Horstmar. – Eigentlich sollte derzeit die IAA Nutzfahrzeuge in Hannover stattfinden. Wegen der Covid-19-Pandemie hatte der Verband der Automobilindustrie (VDA) als Veranstalter diese Messe jedoch abgesagt. Die Schmitz Cargobull AG präsentierte aktuelle Produkt- und Serviceneuheiten des Unternehmens stattdessen kürzlich auf einer Online-Pressekonferenz unter dem Motto "Smart Trailer Days".

Der Vorstandsvorsitzende Andreas Schmitz, Vertriebsvorstand Boris Billich und Roland Klement, Vorstand Forschung und Entwicklung, erläuterten auf der Pressekonferenz die Neuheiten des Unternehmens, die Geschäftsentwicklungen – und welche Auswirkungen die Corona-Krise auf Schmitz Cargobull hat.

Bereits seit Mitte 2018 sei die industrielle Produktion in Deutschland zurückgegangen, erläutert Schmitz, was auch Auswirkungen auf den Transport gehabt habe. Der Geschäftsklimaindex sei ebenfalls seit Beginn 2018 rapide gesunken, ergänzt Vertriebsvorstand Boris Billich. In der EU seien die Erstzulassungen für Sattelanhänger infolgedessen seit 2019 zurückgegangen. Als ein Marktführer habe Schmitz Cargobull diesen Druck stark gespürt.

Bei den Sattelanhängern seien die Registrierungen von beinahe 240 000 Registrierungen in 2018/2019 auf gut 200 000 Registrierungen in 2019/2020 gefallen, erläutert Billich. Der Marktanteil von Schmitz Cargobull in Europa sei infolgedessen von 25 Prozent auf 22 Prozent gesunken. Dies sei auch strukturellen Effekten geschuldet. Denn Märkte, in denen das Unternehmen stark sei – wie Deutschland und die Niederlande – hätten sich stärker abgeschwächt als solche, in denen Schmitz Cargobull weniger vertreten sei. Beispielsweise sei der Markt in Großbritannien – unabhängig vom Brexit-Vorhaben – sehr stark gewesen. Davon habe das Unternehmen aber kaum profitiert, da es dort keinen starken Stand habe.

Dies hat auch Auswirkungen auf die Unternehmenszahlen. Hatte Schmitz Cargobull im Geschäftsjahr 2018/19 die Rekordzahl von rund 63 500 Fahrzeugen produziert, waren es 2019/2020 – laut einem vorläufigen Ergebnis – etwa ein Viertel weniger, nämlich nur 46 125 Fahrzeuge.

Da das Geschäftsjahr bei Schmitz Cargobull jeweils von Anfang April bis Ende März geht, zeigen sich auch die Auswirkungen der Corona-Krise bereits teilweise in den Zahlen für 2019/2020. Für das Geschäftsjahr 2020/2021 liegen die Erwartungen zwischen 30 000 und 50 000 Stück. Welches Szenario eintreffen wird, hängt davon ab, wie schnell die Wirtschaft wieder anzieht, erläutert Schmitz. Wenn die Erholung sich weiter, wie es derzeit scheine, in einer "V-Kurve" entwickle und es keinen weiteren Lockdown gebe, glaube er daran, die 50 000 Einheiten erreichen zu können. Hoffnung, dass die Nachfrage nach neuen Modellen allgemein bald anziehen werde, macht Boris Billich der Gebrauchtmarkt. Dort verzeichne die Schmitz Cargobull AG derzeit eine hohe Nachfrage nach gebrauchten Trailern. Und der Gebrauchtmarkt sei ein Frühindikator auch für den Handel mit neuen Anhängern.

Lag der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im Geschäftsjahr 2018/19 bei 120,9 Millionen Euro, war er 2019/20 mit 48,2 Millionen Euro nicht einmal halb so hoch. Dies sei ein vernünftiges Ergebnis und der Anstrengung aller Mitarbeiter geschuldet, Kosten unter Kontrolle zu halten, sagte Schmitz. 2020/2021 könnte der Gewinn wieder ansteigen auf bis zu 60 Millionen Euro, meint der Vorstandsvorsitzende. Aber auch einen Verlust von bis zu 30 Millionen Euro hält das Unternehmen für möglich.

Langfristig hat sich das Unternehmen in der "Strategie 2025" das Ziel gesetzt, einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro jährlich zu erzielen. Derzeit sinken die Umsätze des Unternehmens allerdings: Lag der Umsatzerlös 2018/2019 bei 2,3 Milliarden Euro, erzielte Schmitz Cargobull in 2019/2020 nur bei rund 1,9 Milliarden Euro. Für 2020/2021 könnte der Umsatz zwischen 1,2 und 2 Milliarden Euro liegen, meint Schmitz. An seinen Langzeitzielen halte Schmitz Cargobull jedoch weiter fest.

Von den 5000 festen Mitarbeitern hat Schmitz Cargobull in der Corona-Krise niemanden gekündigt, jedoch beschäftigte das Unternehmen zeitweise keine Zeitarbeiter. Im September wurden jedoch bereits 380 wieder eingestellt. Im Geschäftsjahr 2018/19 hatte Schmitz Cargobull insgesamt rund 6500 feste und freie Mitarbeiter, 2019/2020 waren es rund 5700. Für das Geschäftsjahr 2020/2021 geht Schmitz Cargobull von knapp 5400 Mitarbeitern aus.

In der Corona-Krise sind die Verkäufe laut Vertriebsvorstand Boris Billich überall in Europa zurückgegangen. Der russische Markt habe sich allerdings sehr robust gezeigt. Dort hätte Schmitz Cargobull Marktanteile gewonnen.

Boris Billich stellte zudem Neuheiten bei Fahrzeugen und Services vor. Bei den Produktweiterentwicklungen standen demnach vor allem ein geringeres Gewicht bei gleichbleibender Robustheit, Kühleffizienz für temperierte Fracht sowie die digitale Vernetzung im Fokus. So stattet das Unternehmen die Curtainsider nun serienmäßig mit Telematik aus.

Für Bauunternehmer interessant ist beispielsweise, dass Schmitz Cargobull beim Sattelkipper S.KI die Konstruktion des Fahrgestellrahmens grundlegend überarbeitet hat, sodass nun bis zu 180 Kilogramm mehr Nutzlast möglich sind. Alle Rahmenvarianten sind ab Frühjahr 2021 in der neuen Ausführung verfügbar. Lesen Sie hierzu auch unseren Bericht "Sattelkipper erhielt. . . " auf Seite 15.

Schmitz Cargobull bietet außerdem den Motorwagen-Kippaufbau M.KI jetzt auch mit Thermo-Isolierung an und erweitert damit sein Portfolio um eine weitere Thermo-Variante. Das Fahrzeug wiegt durch die Thermo-Isolierung nur 195 Kilogramm mehr, erläutert der Hersteller. Die thermoisolierte Mulde kann 18 Kubikmeter fassen. Sie ist gut geeignet, um kleinere Asphaltmengen zu transportieren. Die kleineren Volumina, eine bessere Wendigkeit und Rangierfähigkeit würden sich vor allem in engen Verkehrsräumen, wie sie auf Baustellen oft üblich sind, bezahlt machen. Für Straßenbauunternehmen sind die Anforderungen an den Transport von Asphalt in den vergangenen Jahren gestiegen, erläutert das Unternehmen die Entwicklung. Zum einen ist in Deutschland eine Thermo-Isolierung der Mulde notwendig. Zum anderen muss es eine hitzeresistente Muldenabdeckung geben, die verhindert, dass Wärme nach oben entweicht. Vor dem Abkippen muss zudem die Qualität des Asphalts mit einer validen Temperaturmessung überprüft werden können. Dafür bietet Schmitz Cargobull neben dem Sattelkipper S.KI nun auch die Motorwagen-Kippaufbauten M.KI mit Thermo-Isolierung an.

Durch die Geometrie der Mulde liege der Schwerpunkt tief, was für Fahr- und Kippstabilität sorge. Die Muldenabdeckung ist als elektrisches Schiebeverdeck ausgeführt und temperaturbeständig. Über eine Fernbedienung kann die Abdeckung geöffnet und geschlossen werden. Die Mulden gibt es mit verschiedenen Bodenstärken und Rückwandausführungen und einer Seitenwandhöhe von 1460 Millimeter.

Schmitz Cargobull hat außerdem den Z.KI als Dreiseitenkipper mit rund 10 Kubikmetern Ladevolumen konstruktiv überarbeitet und wieder ins Produktportfolio aufgenommen. Das "kleine Baby", wie Boris Billich ihn bei den Online-Konferenz nannte, ist der Kleinste unter den Kippfahrzeugen. Im Vergleich zum Vorgängermodell wiegt er etwa 60 Kilogramm weniger. Der Anhänger sei robust und vielseitig, erläutert der Hersteller: Da der neue Dreiseiten-Kipper serienmäßig in palettenbreiter Ausführung geliefert werde, könne er flexibel für alle Transportaufgaben im Baustelleneinsatz genutzt werden. Die Bedienung sei einfach. Durch eine Zentralachse könne er außerdem besonders gut rangiert werden. Die Stahl-Bordwände sind 900 Millimeter hoch. Rück- und Seitenbordwände sind pendelnd gelagert. Dadurch kann der Zentralachs-Kipper Z.KI von drei Seiten und auf engem Raum entladen werden. Die hoch gesetzten Scharniere der Rückwandklappe bieten eine größere Schüttöffnung. Mit Hilfe von zusätzlich lieferbaren Zurrpunkten im Muldenboden können Kunden Stückgut und kleine Baumaschinen sicher transportieren.

Optional bietet Schmitz Cargobull dem Kunden eine unterstützende Hebefeder-Mechanik für die verschleißfesten Stahlbordwände an. So können Kunden die Bordwand nach dem Entladen einfacher hochklappen.

Einen Blick in die Zukunft warf Roland Klement, Vorstand Forschung und Entwicklung. Das modulare Konzept des Unternehmens bedeute auch, flexibel für die Zukunft zu sein, sagte er. So könnten Trucks künftig mit Brennstoffzellen oder Wasserstoff fahren. Dafür seien Fahrzeuge von Schmitz Cargobull zum Teil bereits vorbereitet.

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