Ende des ersten Weißen Riesen

Sprengabbruch im dicht besiedelten Gebiet

Der Sprengstoff wird angebracht.Fotos: Thüringer Sprenggemeinschaft

Duisburg (ABZ). – Nach intensiven Vorbereitungen stand sie an, eine Hochhaussprengung im dicht besiedelten Gebiet der Innenstadt von Duisburg/Hochheide. Der Umfang und die Rahmenbedingungen machten das Vorhaben einer Hochhaussprengung für das Kalenderjahr 2019 einmalig. Am 24. März pünktlich um 12.00 Uhr verwandelten sich 40 000 t monolithisch gegossener Stahlbeton planmäßig in Schutt und Staub. Die Erleichterung nach der erfolgreichen Sprengung war allen Beteiligten aufgrund der komplexen Aufgabenstellung sichtlich anzusehen. Die Umsetzung des Projektes stellte für alle Beteiligten, den IMD der Stadt Duisburg als Bauherr, dem Abbruchunternehmen Prangenberg und Zaum aus Viersen und der Thüringer Sprenggesellschaft als ausführendem Sprengunternehmen eine Mammutaufgabe dar.

Die Anschrift Friedrich Ebertstraße 10 bis 16, stellte Anfang der 70er-Jahre ein Musterbeispiel für modernes innerstädtisches Leben in Duisburg dar. Auf einer vergleichsweise geringen Grundfläche von 90 m Länge und 17,8 m Breite entstanden in vier Blöcken aus 20 Obergeschossen 320 geräumige Wohneinheiten. Das Wohnhochhaus besaß ohne die zwei Kelleretagen eine max. Höhe von 61,3 m. In den ersten Entwürfen war eine Sprengung des Objektes bereits für das Jahr 2017 geplant, aufgrund eines umfangreichen Schadstoffsanierungsaufwandes wurde der Sprengtermin mehrfach verschoben. Ungeachtet von der Terminierung stellte der Sprengabbruch im bewohnten innerstädtischen Bereich eine Vielzahl von Herausforderungen bereit. Bereits in der Ausschreibung des Projektes wurde das Planungsbüro für Bauwerksabbruch Dr. Melzer mit der Machbarkeitsstudie zum Sprengabbruch beauftragt. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse um das Sprengobjekt, war es Ziel eine Fallfigur zu finden die ausschließlich auf das Abbruchgrundstück, bestehend aus Wohnhochhaus und ehemaliger Tiefgarage begrenzt blieb.

Momentaufnahme während der Sprengung.

Umgebende schützenenzwerte Objekte waren so u. a. ein großes Nahversorgungszentrum im Abstand von 51 m im Westen und ein Wohnkomplex im Nordosten, im Abstand von nur 31 m. Eine Kollaps-Sprengung schied aufgrund der verwendeten Wandbauweise und der örtlichen Gegebenheiten aus, für alle Blöcke wurde im Zuge der Ausführungsplanung durch das Planungsbüro für Bauwerksabbruch Dr. Melzer als Sprengstrategie eine zweifache Sprengfaltung gewählt, um das Sprengobjekt von den schützenwerten Objekten abzulenken und einen sicheren Niedergang auf dem Abbruchgrundstück zu gewährleisten. Ein weiterer Vorteil der gewählten Sprengfaltung stellten die niedrigen zu erwartenden Aufprallerschütterungen dar, diese Prognose wurde durch die Messungen der Erschütterungen am Sprengtag nachgewiesen.

Aufgrund der innerstädtischen Lage, war bereits weit im Vorfeld eine intensive Zusammenarbeit mit den beteiligten Behörden der Stadt Duisburg und des Landes NRW, sowie mit der Einsatzleitenden Feuerwehr der Stadt Duisburg notwendig. In Summe wurden am Sprengtag ab 6.00 Uhr ca. 2500 Menschen aus ihren Wohnungen evakuiert. Als Besonderheit ist die Schaffung einer Sicherheitszone und einer Evakuierungszone zu nennen. Während die Evakuierungszone vergleichsweise dicht um das Sprengobjekt angelegt wurde, um unmittelbare Gefahren für die Anwohner auszuschließen, wurde in einem weitaus größeren Radius eine Sicherheitszone festgelegt, in der per amtlicher Verfügung der Aufenthalt im Freien untersagt wurde. Tatsächlich konnte durch diese Maßnahme, der zu erwartende Sprengtourismus deutlich unterbunden und Menschenansammlungen an der Grenze des Evakuierungskreises verhindert werden.

Von dem Komplex ist nur noch Bauschutt übrig geblieben.

Nach intensiver Projektierung begannen bereits im November 2018 für die Thüringer Sprenggesellschaft die umfangreichen Arbeiten am Objekt. Als erster Schritt war nach der erfolgreichen Schadstofffreimessung, die in der Ausführungsplanung projektierten Vorschwächungen am Objekt anzuzeichnen. In Summe bohrte das Team der Thüringer Sprenggesellschaft von Dezember bis März 1450 Bohrlöcher. Mit Beginn der Ladearbeiten wurden in Summer 290 kg Sprengstoff in Form von Bohrlochladungen und angelegten Ladungen ins Gebäude verbracht. Die Zündung erfolgte durch eine nichtelektrische Arbeitszündung und eine elektronische Rahmenzündung. In Summe wurden im Objekt ca. 1650 Zünder verbraucht. Aufgrund der besonderen Lage des Sprengobjektes waren umfangreiche Sicherungsmaßnahmen in Form von primär und sekundären Maßnahmen gegen den zu erwartenden Sprengstreuflug durchzuführen. Da die nötigen Wassermengen, die Fähigkeit des Hydranten-Netzes deutlich überschritt, wurde durch die Feuerwehr ein mobiler Löschteich mit einem Fassungsvermögen von ca. 550 m³ in direkter Nachbarschaft des Sprengobjektes errichtet.

Eine Viertelstunde vor dem geplanten Sprengtermin war es soweit, der Zündkreis der elektronischen Rahmenzündung wurde ein letztes mal geprüft und die Verantwortung der Einsatzleitung ging nach der Meldung der erfolgreichen Evakuierung von der Feuerwehr der Stadt Duisburg auf die Thüringer Sprenggesellschaft über. 3 Min. vor der geplanten Sprengung begann die Feuerwehr das Wasserbild zur Staubminderung zu starten. Um exakt 12.00 Uhr wurde der Impuls durch den Blaster ausgelöst und das Gebäude faltete sich unter großem medialen Interesse wie projektiert auf dem Abbruchgelände zu einem beeindruckenden Haufen Schutt und Staub.

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