Layher-Geschäftsführer Wolf Christian Behrbohm

"Unser Ziel ist der Erfolg unserer Kunden"

Layher-Geschäftsführer Wolf Christian Behrbohm.Fotos: Layher

Für seine Kunden möchte Layher "Mehr möglich" machen. Was sich hinter dem Versprechen des Gerüstherstellers verbirgt und welche Neu- und Weiterentwicklungen das Unternehmen vor diesem Hintergrund für die bauma im Gepäck hat, darüber sprach ABZ-Chefredakteur Robert Bachmann am Layher-Stammsitz in Güglingen-Eibensbach mit Geschäftsführer Wolf Christian Behrbohm.

ABZ: Herr Behrbohm, die Baukonjunktur läuft nach wie vor auf Hochtouren. Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins bauma-Jahr 2019?

Behrbohm: Die Nachfrage hat in den vergangenen zwei Jahren stark zugenommen. Auch im aktuellen Geschäftsjahr ist von einer Abschwächung keine Spur. Obwohl wir unsere Fertigung seit jeher kontinuierlich ausbauen, haben wir aufgrund der überaus hohen Nachfrage nach unseren Systemgerüsten ein zusätzliches großes Investitionspaket auf den Weg gebracht. Ganz aktuell nehmen wir bspw. eine neue Anlage für die Stahlbodenfertigung in Betrieb. Parallel laufen die Vorbereitungen für unser Werk 3 mit angeschlossener dritter Verzinkerei, das nicht weit von hier entsteht. Darüber hinaus haben wir während der Wintermonate daran gearbeitet, die Materialverfügbarkeit am Stammsitz in Eibensbach und in unseren bundesweit 30 Service-Stützpunkten für die kommende Saison deutlich zu erhöhen. Die Materialverfügbarkeit ist ein wesentlicher Bestandteil des "Mehr möglich"-Pakets bei Layher, da Materialabholungen für den kurzfristigen Bedarf ein wichtiger Mehrwert für unsere Kunden sind.

ABZ: Was steckt hinter "Mehr möglich"?

Behrbohm: "Mehr möglich" ist ein Versprechen, das wir unseren Kunden mitgeben. Unser Ziel ist der Erfolg unserer Kunden. Wir entwickeln deshalb nicht nur innovative Produkte, mit denen der Gerüstbau schneller, einfacher und sicherer wird, sondern bieten auch ein umfassendes Paket an weiteren Leistungen. Damit wollen wir unseren Kunden zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen: Neben der bereits erwähnten Layher Lieferfähigkeit gehören dazu auch eine umfangreiche Technische Dokumentation sowie die Unterstützung durch die Layher Anwendungsingenieure oder unsere praxiserfahrenen Richtmeister. Layher stellt zudem ein breites Schulungs- und Informationsangebot zur Verfügung: die Technik-Seminare in Theorie und Praxis sowie die bekannten Layher Stammtische, bei denen Informationen zu aktuellen Branchenthemen vermittelt werden und der Austausch in der Branche gefördert wird.

Erhöht die Rentabilität von Gerüstbauunternehmen: Der neue Stahlboden LW von Layher ist nicht nur bis zu 10 % leichter, sondern sorgt auch für ein noch besseres Handling. Die Ergonomie im Gerüstbau steigt, die Kosten für Transport und Montage sinken – bei jedem Einsatz.Abb.: Layher

ABZ:Welche thematischen Schwerpunkte setzt Layher auf der diesjährigen bauma?

Behrbohm: Auf der bauma werden wir das komplette Spektrum unseres "Mehr möglich"-Pakets präsentieren. Wie bei Layher üblich werden wir statisch und maßlich ins System integrierte Ausbauteile vorstellen, z. B. den Aluminium-Träger FlexBeam, der in Frankreich kürzlich mit dem Innovationspreis "Mat D'Or" ausgezeichnet wurde. Mit der Neuheit lassen sich u. a. Hängegerüste für Brückenbau und Brückensanierung noch wirtschaftlicher umsetzen. Im Fokus stehen zudem die Themen Digitalisierung sowie Arbeitssicherheit – und natürlich das Effizienzpaket Layher Lightweight.

ABZ: Was gibt es Neues beim Thema Layher Lightweight?

Behrbohm: Unsere Philosophie Layher Lightweight haben wir auf der bauma 2013 erstmals vorgestellt. Durch leichtere Bauteile lassen sich die Montageleistung deutlich steigern und die Transportkosten senken – die Hauptkosten der Gerüstbaudienstleistung. Layher Lightweight bedeutet aber auch, die Wirtschaftlichkeit von Projekten durch materialsparende Lösungen zu erhöhen. Denn Layher Lightweight ist mehr als nur Gewicht. Diese Philosophie führen wir konsequent weiter. In den vergangenen Monaten haben wir uns intensiv mit dem Thema Gerüstboden beschäftigt, der ein sicherheitsrelevantes Bauteil darstellt und in einem Fassadengerüst immerhin bis zu 60 % des Gewichts ausmacht.

Pünktlich zur bauma können wir nun den neuen Stahlboden Lightweight präsentieren. Die Kombination aus höherfestem Stahl sowie intelligenter Profilierung und Materialkonzentration in statisch relevanten Bereichen sorgen nicht nur für ein noch besseres Handling, sondern bei gleicher Tragfähigkeit auch für bis zu 10 % bzw. mehr als 2 kg weniger Gewicht. Bei einem 500 m² großen Fassadengerüst lassen sich so sage und schreibe 500 kg einsparen. Dies senkt die Arbeitsbelastung im Gerüstbau, verbessert die Ergonomie, reduziert die Transportkosten und steigert vor allem die Montageleistung. Rd. 6 % weniger Lohnkosten erhöhen bei dieser Beispielrechnung die Wettbewerbsfähigkeit von Gerüstbaufirmen deutlich – bei jedem Einsatz. Und das über viele Jahre.

ABZ: Auch die neuen Böden sind mit den Bestandsprodukten kompatibel. Ist diese Maßgabe nicht unheimlich hemmend bei der Optimierung von Produkten?

Behrbohm: Es wäre natürlich leichter für uns, einfach ein gänzlich neues System zu kreieren. Im Sinne unserer Kunden ist es uns jedoch überaus wichtig, dass neue oder modifizierte Bauteile mit den Bauteilen früherer Produktgenerationen kombinierbar sind. Das ist der Spagat, den wir hinbekommen müssen, um für unsere Kunden Investitionssicherheit zu gewährleisten. Deshalb wurde auch beim neuen Stahlboden LW darauf geachtet, dass er bei Lagerung, Transport und Montage mit den Stahlböden bisheriger Generationen kombinierbar ist und trotzdem für mehr Profitabilität sorgt.

Auch für das Layher AllroundGerüst ist mit dem AGS jetzt ein systemintegriertes Geländer für den Fassadengerüstbau erhältlich, das sich schnell und werkzeuglos montieren und demontieren lässt. Die leichten und kompakten Bauteile stellen zudem ein geringes Transportvolumen sicher.Abb.: Layher

ABZ: Wie und mit welchen Dienstleistungen unterstützen Sie Ihre Kunden beim digitalen Planen und Bauen?

Behrbohm: Wir haben bereits vor mehr als 20 Jahren damit angefangen, Gerüstkonstruktionen mit Auto-CAD und einer intelligenten Bibliothek in 3D zu planen. Im Zuge der Einführung von Building Information Modeling am Bau hat auch die Bedeutung der Digitalisierung im Gerüstbau weiter zugenommen. Wir haben uns deshalb für unsere Kunden die Frage gestellt, wie sich das aus dem Hochbau kommende Konzept BIM auf Gerüste als temporäre Konstruktionen adaptieren lässt. Denn die bewährten Layher Systeme ermöglichen zwar schnell einen sicheren Höhenzugang, sind aber kein Teil des eigentlichen Bauwerks. Außerdem können Gerüste auch unabhängig von Hochbauprojekten zum Einsatz kommen, z. B. als eigenständige Konstruktionen wie temporäre Überbrückungen. Das Ergebnis dieser Überlegungen stellen wir auf der bauma umfassend vor: Scaffolding Information Modeling – kurz SIM.

ABZ: Wie sieht das konkret aus?

Behrbohm: SIM ist nicht nur der Zugang zu BIM, sondern sorgt durch digitalisierte Prozesse auch für eine effizientere Gerüstbaudienstleistung – von der Planung über die Logistik bis hin zur Ausführung. Wie auch in anderen Bereichen verfolgt Layher bei SIM einen ganzheitlichen Ansatz. Mit der Gerüstplanungssoftware LayPLAN stellen wir unseren Kunden hierfür ein leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung. Mit LayPLAN Classic lassen sich vordefinierte Gerüstanwendungen automatisiert planen – auf Wunsch sogar mit temporären Dachkonstruktionen. Damit erleichtert LayPLAN Classic auch den Einstieg in die digitale Planung. Für komplexe Gerüstkonstruktionen im Rahmen des ingenieurmäßigen Gerüstbaus gibt es zudem LayPLAN CAD. Eine verlässliche 3D-Planung von Gerüstkonstruktionen ohne Kollisionen ist nur eine der zahlreichen Vorteile. Hinzu kommen die realitätsnahe Visualisierung der Gerüste zur Abstimmung mit anderen Gewerken oder zur Bauablaufsimulation, die Übergabe der Gerüstplanung an Statikprogramme sowie die Ausgabe von Materiallisten und Montageplänen. Bauunternehmen, die mit Layher Gerüstbaukunden zusammenarbeiten, profitieren dadurch von einer hohen Planungssicherheit, Kostenkontrolle und vor allem von einer termingerechten Projektdurchführung dank effizienter und ungestörter Bauabläufe. Verzögerungen und Mehrkosten aufgrund einer unzureichenden Planung entfallen.

ABZ: Seit Kurzem gilt die überarbeitete Fassung der TRBS 2121. Was hat sich dadurch für Ihre Kunden geändert und was bedeutet die neue TRBS für Layher?

Behrbohm: Die Überarbeitung der TRBS 2121 hat für eine große Verunsicherung in der Branche gesorgt. Hier wurde und wird leider teils mit der Angst von Gerüstbauunternehmen gespielt, dass ihr Materialbestand künftig nicht mehr eingesetzt werden kann. Dabei hat sich im Grunde nicht allzu viel verändert. Die Forderung nach einer Gefährdungsbeurteilung ist nicht neu, wenn auch der Stellenwert deutlicher hervorgehoben und das TOP-Prinzip im Fassadengerüstbau stärker eingefordert wird – also die Bevorzugung von technischen Sicherungsmaßnahmen gegenüber personenbezogenen Maßnahmen. Neu ist u. a., dass bei durchgehender Gerüstflucht ein vorlaufender Seitenschutz über die gesamte Gerüstlänge genutzt werden muss – nicht nur im Aufstiegsfeld. Sowohl für das Layher Blitz Gerüst als auch das AllroundGerüst gibt es bereits seit Jahren eine Auswahl an Sicherungsmaßnahmen für Montage und Demontage. Damit lassen sich auch Vorschriften der neuen TRBS 2121 erfüllen. Das bedeutet, dass bestehende Layher Gerüste auch weiterhin uneingeschränkt und unter Berücksichtigung der Vorschriften für den Arbeitsschutz verwendet werden können.

Mit dem neuen I-Geländer für das Blitz Gerüst stellt Layher auf der bauma eine systemintegrierte Lösung für den laut TRBS 2121-1 geforderten vorlaufenden Seitenschutz vor – erstmals im Markt mit einer konstruktiv vorgegebenen Montagereihenfolge.

ABZ:Sie sind von der Überarbeitung der TRBS nicht überzeugt?

Behrbohm: Jede Maßnahme, die zu mehr Sicherheit führt, ist prinzipiell zu begrüßen. Im Einzelfall muss jedoch kritisch geprüft werden, ob eine neue Regel in der Praxis wirklich Vorteile bringt. Die überarbeitete TRBS bringt für den Kunden einen nicht unwesentlichen Mehraufwand mit sich. Aus meiner Sicht birgt das die Gefahr einer zunehmenden Wettbewerbsverzerrung zwischen Betrieben, die beim Thema Sicherheit seit jeher nach den Regeln arbeiten und nun einen zusätzlichen Aufwand haben, und den Betrieben, die auch weiterhin auf Kosten der Sicherheit mit niedrigen Preisen winken. Hinzu kommt, dass der betroffene Anwendungsfall, die glatte Fassade, nur ein kleiner Teil der realen Praxis im Gerüstbau ist. Ich habe die Befürchtung, dass sich am Ende an den Unfallzahlen nichts ändern wird, die schwarzen Schafe der Branche aber einen Vorteil bekommen.

ABZ:Mit welchen Produktlösungen bzw. mit welchen Serviceangeboten unterstützt Layher die Anwender bei der Umsetzung der neuen Regel?

Behrbohm: Eine bewährte Lösung ist z. B. das Montage-Sicherungs-Geländer. Als temporäre Lösung ist damit zwar ein geringer Mehraufwand bei der Montage verbunden, dafür ist das sog. MSG universell und flexibel im Einsatz. Zur bauma werden wir jetzt eine überarbeitete Version mit einem automatisierten Verriegelungsmechanismus und einer verbesserten Montagesequenz herausbringen. Mit dem Allround Geländer System – kurz AGS – und dem I-Geländer für das Blitz Gerüst stellen wir darüber hinaus zwei systemintegrierte Lösungen vor. Interessantes Detail: Im Hinblick auf den geforderten vorlaufenden Seitenschutz bei Fassadengerüsten handelt es sich beim I-Geländer im Markt erstmals um eine Lösung, bei der die Montagereihenfolge konstruktiv vorgegeben ist. Gerüstbauunternehmer haben so die Sicherheit, dass ihre Mitarbeiter eine Gerüstkonstruktion regelgerecht errichtet haben. Und dies ist auch im Nachhinein erkennbar. Aber auch mit neuen Lösungen werden wir um den Einsatz der PSAgA im Gerüstbau letztlich nicht umhinkommen. Die Anwendungsfälle sind so vielfältig und verschieden, dass eine technische Lösung für alle Situationen kaum möglich ist. Das Wichtigste ist aus meiner Sicht, die Mitarbeiter im Gerüstbau für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren und eine entsprechende Sicherheitskultur im Gerüstbau zu etablieren. Die Produkte, die Menschen und die Aufsichtsbehörden – diese drei Themen müssen zusammenspielen. Nur gemeinsam können wir die Sicherheit im Gerüstbau nachhaltig erhöhen.