Inspiration aus Skandinavien

Unternehmen führt Mobilbagger als Unikat aus

Titz-Ameln (ABZ). – Wer bei Baumaschinen die Nase vorn haben will, muss laut Zeppelin nach Skandinavien schauen. Ob bei Digitalisierung, Automatisierung oder Elektrifizierung: Fortschritte für die Baustelle gingen oftmals von den nördlichen Regionen Europas aus. Telematik und Maschinensteuerungenseien dort selbstverständlich geworden und verbreiterten sich auch in Deutschland immer mehr.

Zeppelin-Kunde Sebastian Beh ließ Zusatzscheinwerfer an der Kabine und am Stiel seines Cat Mobilbagger M319 verbauen. Foto: Photo-Faber

Der Tiltrotator ist nach Angaben des Unternehmens ein weiteres Beispiel. Hersteller wie Engcon bezifferten die Marktdurchdringung in Schweden beispielsweise auf 95 %.

Mit Tiltrotatoren lassen sich Anbauwerkzeuge an Baumaschinen endlos drehen und gleichzeitig seitlich schwenken. Das schafft mehr Beweglichkeit – ein Werkzeug lässt sich damit in fast jede Position bringen, ohne den Bagger neu ausrichten zu müssen. Von den Vorzügen von Tiltrotatoren ist Sebastian Behr von der Firma Reuen Tief- und Straßenbau überzeugt, teilt Zeppelin mit. Als er sich bei Stefan Lanio, Leiter der Zeppelin Niederlassung Köln, und Michada Tietze, Zeppelin Juniorverkäuferin, einen neuen Cat Mobilbagger M319 maßschneidern lassen habe, sei ein Tiltrotator für ihn Pflicht gewesen.

Ein Mobilbagger dieses Typs bringt es laut Zeppelin auf knapp 19 t Einsatzgewicht, auf eine Grabtiefe von 5,7 m und eine Reichweite von 9,33 m – die Baumaschine sei ein Unikat geworden. "Der Bagger ist der erste, der den vollhydraulischen Oilquick-Schnellwechsler 70/55 mit Fallsicherung und Sichtanzeige, ein Greifermodul und einen Tiltrotator hat, den Oilquick und Engcon zusammen entwickelten", zählt Sebastian Behr auf. Was er sich davon verspricht? Zum Beispiel will er damit schnell und sicher Kanaldeckel oder Schachtabdeckungen greifen und sie dann zentimetergenau ablegen, ohne dass er seinen Bagger jedes Mal neu justieren muss. Nach Angaben des Herstellers kommt mit dem Bagger zudem in Ecken, die sonst nicht erreichbar wären, kann dann um Hindernisse herumgraben, Baugruben punktgenau verfüllen oder untergrundschonend das Gelände modellieren.

"So ein Tiltrotator ist wie ein Handgelenk für einen Bagger. Doch ohne Daumen und Zeigefinger ist es nutzlos. Deswegen wollte ich unbedingt auch noch ein integriertes Greifermodul haben, was das Arbeiten wirklich erleichtert", ist Sebastian Behr überzeugt, der zuvor bereits einen Cat Mobilbagger M317F mit Tiltrotator und Sandwichbauweise, aber ohne Greifermodul steuerte. Damit dieser in der neuen Konstellation beim Cat M319 umgesetzt werden konnte, war eine zweite Hochdruckleitung nötig, die der Zeppelin Service montiert hat.

Auch eine CAN-Bus-Steuerung kam laut Zeppelin erstmals dazu, damit der Tiltrotator alle Funktionen gleichzeitig ansteuern kann. Unterstützt hat bei der Umsetzung die Zeppelin Abteilung Anbauwerkzeuge.

Das Schwenken und Drehen der Werkzeuge wird per Joystick ausgelöst, ebenso wie die Greiferfunktion. "Soll sich aber der Greifer auch noch öffnen oder schließen, kommt er dann schon an seine Grenzen, wenn die Finger drei Funktionen gleichzeitig ausführen müssen", sagt Behr. "Weil ich alles bequem in der Hand haben und die Funktionen an meinem neuen Mobilbagger bedienen will, habe ich eine extra Handschale einbauen lassen", erklärt der erfahrene Maschinist. Die Inspiration dafür erhielt er ebenfalls aus Skandinavien. Sie schafft laut Zeppelin Ergonomie und ein entspanntes Arbeiten, um die Bedienung über längere Zeiträume zu erleichtern.

Die Latte für Sicherheit hängt auf Baustellen in Schweden besonders hoch, so das Unternehmen. Dort habe sich Behr ein weiteres Feature abgeschaut. Über dem Baggerheck habe er einen Lichtbalken anbringen lassen – die Montage sei in der Zeppelin Werkstatt in Köln erfolgt.

"Über unsere Zeppelin Kollegen in Schweden haben wir den Lichtbalken organisiert, weil es so etwas in Deutschland für einen Mobilbagger bislang noch nicht gab", berichtet Michada Tietze.

Insbesondere im Herbst und Winter ist es in der Früh noch dunkel und nachmittags wird es schnell dämmrig. Dann braucht ein Baggerfahrer besonders viel Licht. Doch das ist nicht die einzige Lichtquelle, die noch zu der LED-Beleuchtung hinzukam. Laut Zeppelin ließ der Maschinist Zusatzscheinwerfer an der Kabine und am Stiel verbauen. Extra LED-Lichtstreifen seien hinter der Verkleidung der normalen Rücklichter eingebaut worden. In der Dunkelheit sollen die Rücklichter noch besser sichtbar sein. Getönte Scheiben sollen umgekehrt starke Sonneneinstrahlung im Sommer verhindern, die sonst den Fahrer blenden könnte.