Generalüberholung macht Longfrontbagger für Abbruch fit

Wenn enge Spaltmaße bei erhöhtem Anspruch den Ausschlag geben

Bald wird der Frost so manche Baustelle lahmlegen. Dann kommt die Zeit, den Baumaschinen nach einer besonders arbeitsreichen Bausaison dringend erforderliche Ãœberholungsmaßnahmen zu gönnen. Damit sie auch im nächsten Jahr ihre Aufgaben vollständig und zuverlässig erledigen können, sind ein leistungsstarker Motor, eine leckfreie Hydraulik, ein gut gewartetes Laufwerk und scharfe Zähne an den Grabgefäßen unverzichtbar. Bei ausgewählten Maschinen erweist sich eine Generalüberholung – entweder komplett oder nur für den Antriebsstrang – oft als kostengünstige Alternative zu einer Neumaschine. Mit speziell eingerichteten Ãœberholungszentren und attraktiven Winterangeboten hat sich Zeppelin mit seinen Niederlassungen auf die Winterüberholungen bestens vorbereitet. 

Dortmund/Hamm (ABZ). – Abbruch bedeutet für eine Baumaschine Schwerstarbeit, denn da geht es häufig mit brachialer Gewalt zur Sache, um harten Stahlbeton klein zu kriegen. Auch wenn die Geräte darauf ausgerichtet sind, Vibrationen und Stößen standzuhalten, werden Buchsen und Bolzen im Lauf der Zeit in Mitleidenschaft gezogen – so auch bei einem Cat Kettenbagger 345CL der Unternehmensgruppe Stricker aus Dortmund. Weil dort niemand auf den Einsatz dieses neun Jahre alten Schlüsselgeräts im Rückbau verzichten wollte, wurde dieses nach 11024 Betriebsstunden (Bh) aufgearbeitet. Um die volle Leistungsfähigkeit der 27 m langen Longfrontausrüstung wiederherzustellen, gab Stricker bei der Zeppelin Niederlassung Hamm eine aufwendige Instandsetzung in Auftrag, die einem von Zeppelin durchgeführten Rebuild entsprach. Das war keine Schönheitspflege, sondern diente dazu, den Longfrontbagger für ein weiteres Maschinenleben fit zu machen.

Bevor die einzelnen Reparatur-Schritte festgelegt wurden, hatten Servicemitarbeiter eine umfassende Inspektion durchgeführt, um den Zustand der Baumaschine im Detail zu erfassen. Der Verschleiß wurde mittels Messungen ermittelt. Außerdem wurde die Reparaturhistorie der Vergangenheit berücksichtigt. "So wurden bei dem Bagger schon mal der Drehkranz instandgesetzt und die Haupthydraulikpumpe erneuert, sodass wir diese beiden Bestandteile bei der Generalüberholung ausklammern konnten. Da bei uns jede Reparatur-Maßnahme im Detail dokumentiert wird, sind wir genau im Bilde über den Zustand der Maschine und können dementsprechende Rückschlüsse ziehen sowie erforderliche Maßnahmen einleiten", verdeutlicht Zeppelin-Serviceleiter Bernd Meschede. Trotzdem blieb es nicht aus, die Maschine nach der Durchsicht vor Ort auch in der Niederlassung nochmals einer genauen Prüfung sowie Tests zu unterziehen, um mögliche Schwach- und Schadstellen aufzudecken. Dabei traten beim Motor tief eingeschlagene Ventilsitze und gebrochene Kolbenringe zutage – aufgrund der Belastungen im Abbruch keine ungewöhnlichen Schäden, die im Zuge der Überholung mit behoben wurden. Nach einer intensiven Reinigung wurde der Bagger von den Servicemitarbeitern Olaf Biermann, Ulrich Heitkemper sowie Marc Backhaus in seine einzelnen Bestandteile zerlegt. Letzterer hatte bereits die Baumaschine im Außendienst betreut und daher die einen oder anderen Wartungsarbeiten vollzogen.

Mithilfe eines Farbeindringverfahrens wurde der Unterwagen inkl. Fahrschiffe auf Risse überprüft. Um am Longfrontausleger selbst feinste Haarrisse bloß zu legen, wurde eine Magnetpulverprüfung angewandt und Zentimeter für Zentimeter mit einer UV-Lampe untersucht. Ohne Ergebnis – am Ausleger zeichnete sich kein Riss ab. Anders am Unterwagen oder den Schwenkgetrieben – sämtliche Risse wurden von geprüften Schweißern fachgerecht verschlossen. Die Niederlassung fertigte extra eine Montagehilfe an und erstellte eine Schweißanleitung, die das Vorgehen namens Pilger-Schritt-Verfahren dokumentierte. Damit beim Schweißen kein Verzug und keine Verspannung des 30 cm dicken Stahls auftraten, wurde dieser auf 50° vorgewärmt. Hatte er die erforderliche Temperatur erreicht, wurde in kurzen Abschnitten geschweißt, dann sollte das Material wieder abkühlen.

Jörg Kiehne (Mitte) und Hansjörg Stricker (3. v. l.), beide Geschäftsführer der Stricker Holding, überzeugten sich mit Andreas Mohr (Geschäftsführer der Stricker Hartstein Industrie, 4. v. r.) und Karlheinz Rogalla (Betriebsleiter bei Stricker, 3. v. r.) vom Ergebnis vor Ort, das ihnen Kay-Achim Ziemann (Zeppelin-Vertriebsdirektor, 4. v. l.), Bernd Meschede (Zeppelin-Serviceleiter, 2. v. l.) sowie die Servicemitarbeiter Olaf Biermann (l.), Ulrich Heitkemper (2. v. r.) und Marc Backhaus (r.) erstmals präsentierten.

Der Acert-Motor C13 wurde gemäß Vorgaben von Cat in der Niederlassung Köln generalüberholt, wo Zeppelin ein eigenes Zentrum dafür unterhält. Das Serviceteam überarbeitete auch das Kühlerpaket, das Luftansaug- sowie das komplette Kraftstoffsystem. Neu verlegt wurden sämtliche Schläuche. "Das hört sich simpel an, aber nachdem die einzelnen Komponenten ausgebaut waren, lagen diese lose da. Das war ein ganz schönes Wirrwarr und das musste man erst einmal ordnen", zeichnete der Serviceleiter ein Bild von der Situation. Um von Anfang an für Klarheit und den Überblick zu sorgen, wurde jeder Stopfen plus Gegenstopfen numerisch gekennzeichnet. Schließlich sollte jedes Bauteil bis hin zur kleinsten Schraube und Mutter wieder da eingebaut werden, wo es hin gehört.

Bolzen und Buchsen wurden im Vorfeld ausgemessen und von Zeppelin-Kollegen der Niederlassung Koblenz erneuert, die dazu umfangreiche Spindelarbeiten durchführten. "Bei den Bohrwerksarbeiten haben wir das Lagerspiel so eng wie möglich gewählt. Unsere Maßgabe war, die Abbruchausrüstung wieder in einen Idealzustand zu versetzen", verdeutlicht Meschede und ergänzt: "Nicht alleine im Karosseriebau bei Pkw gelten geringe Spaltmaße als Qualitätsmerkmal, auch bei uns kommt es auf engste Toleranzen an. Das Beispiel zeigt den hohen technischen Anspruch, den wir in Deutschland auch an Baumaschinen stellen. Das ist mit keinem anderen Markt vergleichbar", führt Zeppelin-Vertriebsdirektor Kay-Achim Ziemann aus.

Dass dem Qualitätsanspruch Rechnung getragen wurde, unterstrichen auch Jörg Kiehne und Hansjörg Stricker, beide Geschäftsführer der Stricker Holding, als sie sich zusammen mit Andreas Mohr, Geschäftsführer der Stricker Hartstein Industrie, und Betriebsleiter Karlheinz Rogalla vom Ergebnis überzeugten: "Die Generalüberholung ist ein Vertrauensbeweis in die Maschine von Cat, aber auch in die Leistung des Zeppelin Service." Dieser sorgte nicht nur dafür, dem Cat 345CL seine Leistungsfähigkeit wiederzugeben, sondern auch die Arbeitssicherheit wiederherzustellen. So seien etwa Schutzvorrichtungen instandgesetzt worden. Das Dachfenster sei blind gewesen und ebenso ausgetauscht worden wie die mit Rissen durchzogene Frontscheibe. Die Wischwassertechnik sei funktionstüchtig gemacht und fehlende Trittstufen zur Kabine sowie zu Wartungspunkten seien wiederhergestellt worden.

Um am Longfrontausleger selbst feinste Haarrisse bloß zu legen, wurde eine Magnetpulverprüfung angewandt und Zentimeter für Zentimeter mit einer UV-Lampe untersucht. Ohne Ergebnis – am Ausleger zeichnete sich kein Riss ab.Fotos: Zeppelin

Bevor die Maschine dann erstmals ein Fahrer besteigt, komme der ganze Bagger auf den Prüfstand und müsse vor seiner Auslieferung umfangreiche Test- und Messreihen durchlaufen. "Wir wollen sichergehen, dass das Gerät reibungslos funktioniert. Entsprechende Sicherheit bietet auch eine Garantie, die mit Stricker vereinbart wurde", betont Bernd Meschede. Nach erfolgreichem Abschluss der Reparaturarbeiten wurde der Bh-Zähler wieder auf Null gesetzt. Auf Vorschlag der Servicemitarbeiter wurden Hydraulikzylinder des Cat 345CL in Anlehnung an die D-Serie schwarz lackiert.

Beim Rückbau der Oberfinanzdirektion Münster steht dem Bagger der Ersteinsatz nach absolvierter Fitnesskur bevor. Dort wird aber noch nicht die Longfrontausführung gefordert sein – das 13-stöckige Gebäude mit 40 m Höhe und Massen von 40 000 t Beton, 6000 t Mauerwerk sowie 2500 t Stahlträgern wurde bereits erfolgreich platt gemacht. Weil die Baumaschine eine hochbewehrte, 1,80 m dicke Stahlbeton-Bodenplatte beackern muss, wird die Kurzversion eingesetzt, die bei der Generalüberholung unangetastet blieb. Die Probe aufs Exempel erfolgt im Anschluss. "Beim Abbruch des zweiten Rückbauabschnittes der Talbrücken Smanforde und Exterheide auf der A 1 wird die generalüberholte Maschine inkl. Longfrontausleger dann ihre große Belastungsprobe bestehen müssen", sagt Stricker-Geschäftsführer Andreas Mohr, welcher für die Abbruchsparte verantwortlich zeichnet.

Bis es so weit ist, erfolgt eine Übergabe und Einweisung des Fahrers durch Zeppelin. Ein Monteur wird jeweils den ersten Einsatz von Erdbau- und Longfrontausleger begleiten und eine Feinjustierung der Einstellungen inkl. der Hydraulik vornehmen. Da hat jeder Fahrer andere Vorlieben: Die Einen wollen, dass Baumaschinen schneller, die Anderen, dass sie weicher ansprechen. Solche Einstellungen können jedoch nur unter Last erfolgen – d. h., wenn mit Hammer, Greifer, Zange oder Pulverisierer gearbeitet wird. "Wir konnten bei Drehzahl und Hydraulikdruck bislang nur Grundeinstellungen vornehmen", erklärt Meschede, "aber es lohnt sich, hier nochmal Zeit zu investieren, denn nur so bekommt man auch die volle Leistung, die gefordert wird."

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