Dresdner Carolabrücke

Witterung ist Gift – Stützmaßnahmen vor Abriss

Dresden (dpa). - Die aktuellen Temperaturwechsel mit warmen Tagen und kalten Nächten sind Gift für die nach dem Teileinsturz instabile Dresdner Carolabrücke.

Blick auf den Brückenzug der teileingestürzten Carolabrücke auf der Neustädter Seite der Elbe. In den vergangenen Tagen häuften sich Materialbrüche an der Dresdner Carolabrücke. Angesichts wachsender Einsturzgefahr soll sie nun schnellstmöglich abgerissen werden. Foto: picture alliance/dpa | Robert Michael

Die Schädigung gehe auch ohne Verkehrsbelastung weiter, das mache es gefährlich, sagte Brückenexperte Steffen Marx von der TU Dresden mit Blick auf die jüngsten Drahtbrüche in der Konstruktion aus Spannstahlbeton. Zwar könnten noch hunderte Spanndrähte brechen, wenn das an unterschiedlichen Stellen passiere. „Aber leider konzentriert sich das dort, wo bereits eine schwere Schädigung ist.”

Nach Berechnungen seines Instituts besteht an der Stelle am Pfeiler D, wo im September 2024 der Überbau von Brückenzug C versagte und es jüngst fünf Spanndrahtbrüche binnen eines Tages gab, noch gewisse Sicherheit bei neun weiteren Brüchen. Damit sei bei jedem Temperaturanstieg zu rechnen, wenn die Werte danach allmählich wieder heruntergehen. 

Große Spannungen entstehen schnell

Knackpunkt dabei ist, dass die dünne Fahrbahnplatte im Unterschied zu dicken Wänden und Boden des Pfeilerkastens sehr schnell erkaltet, sich aber nicht zusammenziehen kann, erklärte Marx. So entstünden schnell sehr große Spannungen. Eine Prognose, wann es zu einem weiteren Einsturz kommt, sei „Kaffeesatzleserei”. Das sei vor Abrissbeginn ebenso möglich wie während der Arbeiten. 

„Momentan haben wir noch sichere Zeitfenster”, sagte Marx. Bei weiteren Drahtbrüchen an Pfeiler D werde es wesentlich aufwendiger. Vor Beginn der Abrissarbeiten müssen die noch stehenden Reste der Brücke gestützt und standsicher gemacht werden, um ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen. „Auch die Schifffahrt kann dann ungefährdet durchfahren, selbst wenn es im Pfeiler D weiter knackt.”

Passieren ist wieder möglich

Nun können Schiffe die Carolabrücke vorerst wieder passieren. „Die Durchfahrt ist montags bis freitags zwischen 9 Uhr und 11 Uhr frei nach Anmeldung”, sagte ein Sprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) auf Anfrage. Sie wurde nach weiteren Spanndrahtbrüchen in der Konstruktion gestoppt. Nachdem das an der Flussquerung angebrachte Messsystem zur Überwachung ihres Zustandes 72 Stunden lang nicht anschlug, wurde die Sperrung aufgehoben.