Prototyp einer Windkraftanlage aufgebaut

Rotterdam/Niederlande (ABZ). – Vor wenigen Wochen wurde in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam der Prototyp der aktuell stärksten Offshore-Windkraftanlage der Welt fertiggestellt. Das Maschinenhaus der insgesamt 207 m hohen Anlage stellte dabei mit einem Nettogewicht von 675 t die schwerste Last für die zwei eingesetzten Liebherr-Raupenkrane dar. Im Tandemhub bewältigten die beiden Krane vom Typ LR 11350 dabei eine Bruttolast von 780 t und setzten das gewichtige Bauteil auf den 150 m hohen Turm des Windfängers. Im Oktober hatte General Electric (GE) mit diesem 12-MW-starken Prototypen namens "Haliade-X 12 MW" die derzeit stärkste Windkraftanlage für den Offshore-Einsatz der Öffentlichkeit präsentiert. Bereits im Sommer 2019 wurden der mächtige Turm sowie das komplette Maschinenhaus mit seinen gigantischen Ausmaßen von rund 1500 m³ umbauter Technik im Hafen von Rotterdam installiert. Um den Zugang zur Anlage während der Testphase zu erleichtern, wurde dieser Prototyp an Land aufgebaut. Der niederländische und global tätige Schwerlast- und Spezialtransportkonzern Mammoet, der mit dem Errichten dieser Windenergieanlage beauftragt war, hat zwei LR 11350 des dänischen Kranbetreibers BMS eingesetzt, um diese Zwölf-Megawatt-Anlage teilweise im Tandemhub-Verfahren aufzustellen. Einer der beiden Raupenkrane kam direkt aus der Fertigung des Liebherr-Werks in Ehingen auf die Baustelle.

Dieser Kranjob mit außerordentlich schwerer Last war geradezu prädestiniert für den hier eingesetzten Rüstzustand der beiden Raupenkrane: Mit dem traglaststeigernden Power-Boom-System ausgestattet, bei dem sich der Hauptausleger im unteren Bereich auf zwei Gittermast-Stränge verdoppelt, steigert sich die Leistung der Hebezeuge enorm. Bei der in Rotterdam erforderlichen steilen Auslegerstellung und mit einer Mastlänge von 150 m erhöhen sich – verglichen mit dem einfachen Gittermast-System – die Traglastwerte dieser Liebherr-Krane um mehr als 70 %.

Wie so oft auf Baustellen in der Windkraft hat auch hier im Hafen Rotterdam das Wetter den Zeitplan für die großen Hübe diktiert. Zur Montage der gigantischen Gondel etwa stand die Last mehr als zwei Tage lang zwischen beiden Raupenkranen bereit, bis die Windverhältnisse es schließlich erlaubten, den Hub auf den 150 m hohen Turm durchzuführen. Knapp eine Stunde benötigte das 675 t schwere Herzstück der Anlage für die Strecke nach oben. Dabei bewältigten die zwei Raupenkrane aufgrund der riesigen Spezialtraversen und der Anschlagmittel zusammen eine Gesamtlast von 780 t. Nach Erreichen der Zielhöhe setzten sich die Raupenträger behutsam in Bewegung: Unter Last mussten die zwei LR 11350 noch rund 20 m verfahren, bis sie das Maschinenhaus präzise auf dem Turm absetzen konnten.

Zur Montage der 107 m langen Rotorblätter einige Wochen später war nur einer der beiden Krane in Rotterdam verblieben. Ende Oktober war die Anlage schließlich fertig installiert. Nach Herstellerangaben soll eine Turbine dieses Typs jährlich 67 GWH Strom erzeugen können. Das entspricht einem Verbrauch von rund 16 000 Haushalten.